1945 - 1963 Nachkriegs- und Aufbaujahre

General Jodl unterzeichnet Kapitulation, Quelle: Wikipedia

Auszug aus der Wartberger Feuerwehr-Chronik von 1945:

"ln Europa wieder Friede! Am 7. Mai 1945 um 02.41 Uhr mitteleuropäischer Zeit wurde in Reims zwischen General Eisenhower und General Jodl im Beisein von Generälen der alliierten Truppen der Waffenstillstand unterzeichnet - die bedingungslose Kapitulation war das Ende des siebenjährigen Ringens. Am Samstag, den 5. Mai 1945 kamen die amerikanischen Truppen nach Wartberg, sie kamen von Pettenbach und fuhren nach Kirchdorf.
Weiße Fahnen waren die Begrüßung. Es gab nicht den geringsten Zwischenfall, überall waren nur frohe Menschen zusehen. Gezählt wurden über tausend Autos. Ein kleiner Teil blieb bis Sonntag abends in Wartberg."

Am 6. Mai 1945 wurden über Aufrag des Bürgermeisters durch Gemeinde-Wehrführer Ludwig Wolfram in Strienzing Matthias Kaufholzer, Strienzinger- Bauer und in Ehrnsdorf Jakob Eckmair, Humer zu Dippersdorf, als Zugsführer (Wehrführer) ernannt. Die Feuerwehren Strienzing (Gründung 1908) und Ehrnsdorf (Gründung 1923) erlangten somit zu dieser Zeit wiederum ihre Eigenständigkeit.

Ende Mai 1945 erhielt die Feuerwehr Wartberg aus einem aufgelassenen Lager in Sattledt 600 m Schläuche, Strahlrohre, Übersetzungsstücke, Schlauchbinden, einen Schaumlöschapparat und ein Lastauto/Geländewagen (Steyr A-Typ).

Wolfram_LudwigMit 12. Nov. 1947 legte Wehrführer Ludwig Wolfram aus gesundheitlichen Gründen seine Funktion zurück. Fast ein halbes Jahrhundert opferte Wolfram Zeit und Gesundheit für das Wohl der Nächsten und war einer der größten Förderer und Gönner der Feuerwehr. Ehrenwehrführer Ludwig Wolfram starb am 15. Jänner 1958.

Es kam zu folgender Neuwahl:

Wehrführer: Karl Heiler
Stellvertreter: Franz Winter
Zeugwart: Johann Scharax
Schriftführer und Kassier: Franz Woracek

Trotz der schwierigen Nachkriegszeit war die Wartberger Wehr, sowohl auf personeller Seite, als auch am Ausrüstungssektor, einsatzfähig. Zur Aufbesserung der Kasse veranstaltete man Bälle und wagte sich wieder ans Theaterspielen.

Das Wahlergebnis vom 6. Jänner 1951 lautete wie folgt:

Ortsfeuerwehrkommandant: Karl Heiler
Stellvertreter: Franz Winter
Zeugwart: Johann Scharax
Schriftführer: Johann Humer
Kassier: Franz Woracek
Gruppenführer: Johann Hebesberger, Karl Forstinger

Zeughaus_1952-1983

Im Jahre 1952 stand eine größere bauliche Maßnahme am Programm. Die Feuerwehr errichtete beim bestehenden Depot (Sterneder-Areal) einen 23 m hohen Schlauchturm und der Musikverein über dem Depot ein Musikzimmer. Am 24. Aug. 1952 wurde das Bauwerk feierlich eröffnet. Feuerwehrabordnungen und Musikkapellen aus der Umgebung verschönerten das Fest. Ehrengäste auf Bezirks- und Gemeindeebene waren anwesend.

Am 2. März 1953 musste vom alten Feuerwehrauto (ein Steyr-Fahrzeug), welches in letzter Zeit bereits öfters Probleme bereitet hatte, Abschied genommen werden.

Die Feuerwehrwahlen am 25. Okt. 1953 brachten folgendes Ergebnis:

Wehrführer: Karl Heiler
Stellvertreter: Franz Winter
Zugskommandant: Josef Suchy
Zeugwart: Johann Scharax (bis 1954), Johann Humer (1954 - 1957), Walter Geyer (ab 1957)
Schriftführer: Franz Pürstinger
Kassier: Franz Woracek

Hochwasserkatastrophe 1954 Das Jahr 1954 verursachte die größte Hochwasserkatastrophe in der Geschichte Wartbergs.

2. und 3. Juli 1954: "Durch die starken Regenfälle der letzten Tage trat der Kremsfluß aus den Ufern und überschwemmte den größten Teil des unteren Ortes. Nach Rückgang des Hochwassers war die Feuerwehr den ganzen Tag hindurch im Einsatz; Kellerauspumpen, Straßenreinigung udgl. stand auf der Tagesordnung, und man schuf Ordnung, wo es notwendig war."

Hochwasserkatastrophe 1954 8. und 9. Juli 1954: "Durch die neuerlichen Regenfälle der letzten Tage trat der Kremsfluß wieder aus seinen Ufern und erreichte um 19.00 Uhr des 8. Juli 1954 einen seit mehr als 50 Jahren nicht mehr dagewesenen Höchststand. Die Feuerwehr trat natürlich wieder in Aktion und half, wo man Hilfe benötigte. Am Vormittag des 9. Juli war die Flut so weit zurückgegangen, dass mit dem Straßen reinigen und Keller auspumpen begonnen werden konnte.

Hochwasserkatastrophe 1954

Den immer höheren Anforderungen wurde verstärkt durch Ausbildung Rechnung getragen. So besaßen im Jahre 1957 26 Mann ein Leistungsabzeichen und hatten bereits 22 Mann einen Lehrgang absolviert.

Wahl des Kommandos am 18. Mai 1958:

Feuerwehrkommandant: Karl Heiler
Stellvertreter: Franz Winter
Zugskommandant: Josef Suchy
Zeugwart: Walter Geyer
Schriftführer: Franz Pürstinger (bis 1959), Anton Wolfram (ab 1960)
Kassier: Franz Woraceck


Mannschaft um 1956/57Der 28. Sept. 1958 gilt als "schwarzer Tag" in der Geschichte der Wartberger Feuerwehr. Bei der Herbstübung in Diepersdorf fielen beide Motorspritzen (B 48 und TS B) infolge Alters- und Materialschadens zur Gänze aus und auch der Rüstwagen (Steyr A-Typ) hatte Defekt; noch dazu gab es am Übungsende ,,Alarm" und man musste während der Einsatzfahrt wegen Motorschaden endgültig aufgeben.

Nun galt es schnell zu handeln und man beschloss, eine neue Motorspritze anzukaufen und den Rüstwagen instand zusetzen. Eine Sammlung erbrachte das Ergebnis von S 12.000,- in bar und ca. 3.600 kg Getreide.

Am 25. Okt. 1958 wurde die neue "VW-Rosenbauer-Motorspritze Automatik" ausgeliefert und eine Einschulung vorgenommen. Gleichzeitig wurde ein Feuerwehr-Rüstwagen (Opel-Blitz) vorgeführt.
23. Nov. 1958: Segnung der neuen Motorspritze durch Pfarrer Pater Richard Weiermair. Bei einer Schauübung konnte sich die Bevölkerung von der Leistung der neuen Pumpe überzeugen; bis in Höhe des Kirchturms förderte man das Wasser. Die Kosten beliefen sich auf S 27.600.-.

Feuerwehr Wartberg mit neuer Tragkraftspritze 1959/1960Am 24. Februar 1960 folgte eine zweite Motorspritze (VW-Automatik), welche aus dem Erlös einer Alteisensammlung finanziert und am 8. Mai 1960 feierlich gesegnet wurde.

Nachdem die Reparaturkosten des Rüstwagens zuloch erschienen, entschloss man sich zum Kauf eines neuen Einsatzfahrzeuges (Opel-Blitz), welches am 23. Dez. 1958 geliefert wurde. In den darauffolgenden Monaten fertigten einige Kameraden in Eigenbauweise einen entsprechenden Aufbau an (dieser Opel-Blitz versah bis 1991, also 32 Jahre, seinen Dienst).

Opel Blitz Bj 1958, im Einsatz bis 1991

Am 4. und 5. Juli 1959 war es soweit: Der Rüstwagen konnte offiziell seiner Bestimmung übergeben werden; weiters feierte man das 65-jährige Gründungsfest. 19 Feuerwehren, viele Ehrengäste und die Bevölkerung feierten mit. Pater Richard Weiermair und Pater Arno Walter nahmen die Segnung des Fahrzeuges vor. Kommandant Heiler führte in seiner Ansprache aus, daß die Wehr in diesen 65 Jahren "128 Brände bekämpfte, 149mal Alarm gegeben wurde, 107mal heulten die Sirenen bei Fliegeralarm und 32mal bei Hochwasser und Eisstößen, 1871mal kamen die Kameraden sonst zusammen".

Altbgm. Georg Wagenleitner, Bgm. Johann Hauser und Kommandant Dir. Karl Heiler wurden für ihre besonderen Verdienste um das Feuerwehrwesen geehrt.

Die 50iger Jahre bescherten den Wartbergern schwere Hochwässer, und so herrschte große Freude, als die Kremsregulierung abgeschlossen werden konnte und am 27. Aug. 1961 die Eröffnungsfeierlichkeit stattfand. Die Überschwemmungsgefahr war somit gebannt.

Heiler Karl 1947-1963Mit Ablauf der Funktionsperiode (1963) legte Kommandant Dir. Karl Heiler aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder. Dir. Heiler hatte die Wehr nach dem Krieg wieder zu einer schlagkräftigen Einheit aufgebaut. In seine Zeit fallen der Umbau des Depots, die Anschaffung eines Rüstwagens und zweier Tragkraftspritzen. Ehrenkommandant OSR Karl Heiler starb am 5. Juli 1977.

Quelle: Festschrift 100 Jahre FF Wartberg an der Krems, E-AW Johann Penninger.